Die Aquarell-Malerei erlebt seit ein paar Jahren eine kleine Revolution: Auf Social Media gibt es viele Motive und Kunstwerke, die mit Pinsel und Aquarellfarbe von wundervollen KünstlerInnen gezaubert wurden. Juckt es dich auch in den Fingern endlich mal wieder kreativ zu werden und dir Pinsel und Farbe zu schnappen? Aquarell Material für Anfänger gibt es ja in einer Vielzahl, aber vielleicht geht es dir auch so, dass du voller Inspiration bist, aber selbst gar nicht wirklich weißt, womit du starten sollst? Dann habe ich in den folgenden Abschnitten drei Material-Tipps, damit du endlich mit Aquarell starten kannst!
Grundsätzlich gibts es im Aquarell-Bereich (wie so ungefähr überall? :D) gewaltige Qualitätsunterschiede.
Noname-Produkte
Zum einen gibt es klassische “Noname-Produkte” (1), die vom herkömmlichen Einzelhandel aufgrund eines Trends angeboten werden (wie z.B. bei Tedi oder Sostrene Grene). Hierzu zählen alle möglichen Materialien, die keine besonders hohe Qualität haben und in erster Linie dazu da sind, sich einfach mal an das Feld “ranzutasten”. Allerdings ist bei den meist günstigen Produkten nicht viel zu erwarten, denn die Ergebnisse sind oft ernüchternd.
Midrow-Produkte
DaDes Weiteren gibt es “Midrow-Produkte” (2), wie z.B. Eigenmarken der Künstlerbedarf-Läden bzw. Herstellern oder günstigere Produktlinien von qualitativ hochwertigen Marken, wie z.B. die Akademie-Reihe von Schmincke (Künstlerfarben-Hersteller). Diese Produkte sind gut für den Einstieg, wenn man noch nicht so viel Geld ausgeben möchte und Qualität eine untergeordnete Rolle spielt, sich aber von den Ergebnissen mehr erhofft.
High-End-Produkte
Wenn es dir allerdings wichtig ist Produkte zu haben, die von bester Qualität sind und an denen du sehr lange Freude hast, dann wirst du mit “High-End-Produkten” (3) glücklich. Hierzu zählen feinste Künstlerfarben von marktführenden Herstellern, die sich durch höchste Qualität auszeichnen. Preislich heben sie sich von den vorherigen Kategorien deutlich ab, liefern aber dafür auch die perfekten Rahmenbedingungen für traumhafte Ergebnisse.
Ich persönlich habe vor mehreren Jahren mit genau einem einzigen Pinsel und 12 halben Näpfchen aus der High-End-Produkt-Kategorie gestartet und mein Sortiment Stück für Stück mit Produkten aus den anderen beiden Kategorien, vorwiegend aber mit “Midrow-Produkten” und „High-End-Produkten“ erweitert.
In den folgenden drei Abschnitten erfährst du, welche Materialien und vor allem welches Papier aus den einzelnen Kategorien für den Start mit Aquarell bzw. Watercolor perfekt sind. Grundsätzlich gilt allerdings beim Aquarell-Material: Probieren geht über studieren! Nur durch praktisches Ausprobieren wirst du ein Gefühl dafür bekommen, welcher Pinsel und welche Farben in Kombi mit welchem Papier dir am meisten liegen.
Ich habe mich bei den drei Kategorien bewusst auf ein paar wenige Materialien begrenzt, um dir einen kompakten Überblick zu bieten.
Aquarell Material für Anfänger:
1. Pinsel
Tja – die Wahl des “richtigen” Pinsels ist gar nicht so einfach. Wichtig bei Aquarell Pinseln ist, dass sie im nassen Zustand ihre Form und gleichzeitig ihre Flexibilität behalten.
Doch welche Hauptunterschiede gibt es bei Pinseln überhaupt?
Echte Haare oder synthetische Haare?
Die Pinselhaare werden entweder aus echtem Haar (meist Marderhaaren) oder synthetischen Haaren hergestellt. Ich habe von Beginn an zu einem hochwertigen Rundpinsel mit synthetischen Haaren in der Größe 6 der Nova Synthetics* Reihe von der Marke Da Vinci (3) gegriffen.
Neben Pinseln mit synthetischen Haaren, die in der Regel günstiger sind, gibt es auch noch Pinsel aus Echthaaren (3). Sie sind meist sehr teuer, allerdings qualitativ hochwertig und zaubern traumhafte Ergebnisse. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Farbpigmente hervorragend halten und ihre Flexibilität stets bewahren.
Pinselarten
Rundpinsel sind vielseitig einsetzbar und relativ einfach in der Handhabung. Sowohl florale Muster als auch detaillierte Motive lassen sich prima mit Rundpinseln malen – vor allem 6er-Größen sind echte Allrounder: Sie speichern sowohl viel Wasser für großflächige Blüten oder Blätter und lassen sich gleichzeitig für feine Details einsetzen, da ihre Spitze vorne schön zusammenläuft.
Im Handel findest du neben Rundpinseln auch z.B. Flachpinsel, Katzenzungenpinsel und Fächerpinsel. Je nachdem, welches Motiv du aquarellieren möchtest, greifst du eventuell zu diesen Pinseln: Flachpinsel sind perfekt, um Backsteine in Fassaden gleichmäßig zu malen. Katzenzungenpinsel nutze ich persönliche gerne für großflächige Hintergründe und Fächerpinsel kommen bei mir für Detailarbeiten, wie z.B. Gräser zum Einsatz.
Bei Pinseln empfehle ich dir zu Marken aus den Kategorien (2) oder (3) zu greifen, denn sie sind besser verarbeitet und verlieren nicht so schnell ihre Härchen.
Meine Empfehlung für den Start:
Mit dem Da Vinci Nova Synthetics* in der Größe 6 hast du den perfekten Pinsel für den Start: Er behält seine Flexibilität und bleibt stets in Form, während er sowohl für größere Motive als auch Details perfekt geeignet ist.
Hier findest du ein kompaktes Set der Da Vinci Nova Synthetics mit den wichtigsten Größen.
2. Aquarellfarbe
Ich liebe die Farbenvielfalt auf dem Aquarell Markt! Es gibt so viele unterschiedliche Abstufungen der einzelnen Farben, dass du praktisch gar nicht mehr selbst mischen musst, wenn du dir eine bunte Farbpalette zusammengestellt hast. Allerdings gibt es auch hier wieder deutliche Unterschiede was die Qualität betrifft.
Aquarellfarben = Wasserfarben?
Grundsätzlich gilt:
Aquarellfarben sind NICHT gleich Wasserfarben!
Der Hauptunterschied liegt in der Pigmentierung, also der Dichte der enthaltenen Farbpigmente. Die Pigmente in Wasserfarben sind oftmals günstiger und strahlen weniger als Aquarell-Pigmente.
Und das ist es, was Aquarellfarbe so besonders macht: Ihre hohe Pigmentierung und somit Farbintensität ist unschlagbar. Außerdem sind die lichtbeständiger – deine Motive bleichen also nicht so schnell aus.
Welche Marke hat das beste Preis-Leistungs-Verhältnis?
Bei Aquarellfarben gilt das selbe wie bei Pinseln: Investiere lieber in Qualität statt in viele günstige Farben. Trotzdem gibt es eine Marke, die eine hervorragende Qualität bietet und gleichzeitig erschwinglich ist: Van Gogh* (2)! Neben verschiedenen Farbpaletten kannst du dir einzelne Näpfchen oder Tuben kaufen und deine eigene Palette zusammenstellen.
Die Aquarellfarben der Reihe “Akademie*” von Schmincke bieten dir eine Alternative zu van Gogh – allerdings empfehle ich dir im direkten Vergleich eher die Van Gogh-Farben.
Die Reihe “Horadam*” von Schmincke zählt zu den High-End-Aquarellfarben (3) – sie sind ihr Geld aber allemal wert! Mein erster Aquarellkasten war der Horadam 12er-Kasten* und ich liebe ihn immer noch heiß und innig.
Näpfchen oder Tuben?
Ob du lieber mit Näpfchen oder Tuben arbeitest musst du im Laufe der Zeit ausprobieren.
Der Vorteil bei Näpfchen ist der, dass die Pigmente schon getrocknet und fest sind. Du musst sie also nur noch mit Wasser aktivieren. Das ist vor allem fürs Reisen optimal, denn so kann nichts auslaufen.
Tuben wiederum bieten den Vorteil, dass sie sich für große Flächen besser eignen, denn die Pigmente können direkt aufgetragen werden. Dadurch haben sie allerdings auch einen höheren Verschleiß, denn wenn das Pigment mal aus der Tube ist, musst du sie auch nutzen. Du kannst Tubenfarbe auch in leere Näpfchen füllen, trocknen lassen und dann wie normale Näpfchenfarbe verwenden.
Sonstige Aquarellfarben
Neben Pigmenten in Näpfchen und Tuben gibt es außerdem noch Aquarellstifte* oder komplett flüssige Aquarellfarbe*, wie die von Ecoline.
Die flüssigen Ecoline-Gläschen unterscheiden sich dahingehend von “richtiger” Aquarellfarbe, als dass sie nicht auf Basis von Pigmenten, sondern Farbstoffen hergestellt sind. Das bedeutet, dass sie deutlich transparenter und weniger farbintensiv sind, was durchaus für das ein oder andere Motiv (oder z.B. für im Hintergrund abgebildete Motive wie Blätter) von Vorteil sein kann.
Mein Tipp für den Start:
Ich empfehle dir den Basis-Kasten von Van Gogh* (Royal Talens) mit den 12 Starter-Farben (bestes Preis-Leistungs-Verhältnis). Hier findest du noch ein paar Variationen der Van Gogh Farben:
Van Gogh Pocket Boxen
12 halbe Näpfchen in Variationen:
- Metallic Edition*
- Gedeckte Farben*
- Frau Hölle Edition*
- Box Rosa/Violett*
Van Gogh größere Kästen
Besondere Van Gogh Kästen
3. Aquarellpapier
Die ersten wichtigen Materialien sind nun also ausgesucht – YAY!
Jetzt kommen wir zum dritten und fast wichtigsten Must-Have für Aquarell: Das Aquarellpapier. Ob es Lettering oder Aquarellieren ist: Das Papier ist ausschlaggebend für schöne Ergebnisse.
Wichtige Facts über Aquarellpapier
Aquarellpapiere unterschieden sich in folgenden Merkmalen:
Oberfläche/Haptik
Die Oberfläche von Aquarellpapieren kann eine der folgenden drei Möglichkeiten abbilden:
- Heiß gepresst (satiniert),
- kalt gepresst (matt) und
- rau (rough).
Die jeweilige Art steht immer auf dem Deckblatt der Papiere.
Über diese Merkmale kannst du auf den ersten Blick herausfinden, ob die Oberfläche des Papiers eher glatter oder rauer ist.
Heiß gepresstes Papier hat eine glatte Oberfläche und somit weniger Unebenheiten auf der Fläche als z.B. raues Papier. Das ist grundsätzlich schonmal gut, allerdings bleibt die Farbe beim heiß gepressten Papier nicht an der Stelle, auf die du die Pigmente setzt. Dafür ist es perfekt für die Verwendung von wasserbasierten Brush Pens (Aquarell Lettering) geeignet.
Bei kalt gepresstem Papier hat die Oberfläche eine körnigere Struktur – ist also etwas gröber und die Farbe wird da aufgesaugt, wo du sie platzierst. Perfekt also für den Start mit Aquarell!
Raues Papier hat, wie der Name schon sagt, eine raue und damit sehr strukturierte Oberfläche. Ich nutze es gerne für besondere Hintergründe oder abstrakte, weniger detailreiche Motive. Ich würde dir raues Papier empfehlen, wenn du schon mehr Erfahrung mit dem Pinsel und dich schon durch das ein oder andere Papier getestet hast.
Dicke
Für Aquarellpapier ist es wichtig, dass es genug Wasser aufnehmen kann. Wenn das nicht der Fall ist, wellt sich das Papier sobald es getrocknet ist – und das ist ein Effekt, den wir nicht unbedingt wollen.
Die Dicke eines Aquarellpapiers ist also ausschlaggebend und wird als Gewicht in Gramm pro Quadratmeter (g/m2) angegeben. Ich empfehle dir Aquarellpapier mit einem Gewicht zwischen 250 und 300 Gramm, denn diese haben ausreichend Saugkraft, damit sich dein Papier im trockenen Zustand nicht wellt.
Leichtere Papiere nutze ich vorwiegend für Farbtests oder kleine Übungen. Da kann es auch mal sein, dass ich ein Papier mit nur 200 Gramm zur Hand nehme, z.B. das Canson Mix Media Imagine* im praktischen A5 Format. Es hat ein super Preis-Leistungs-Verhältnis und zählt definitiv zu den Mittelklasse-Papieren (2), die für den Alltag perfekt sind. ein weiteres Mittelklasse-Produkt ist der Canson XL Aquarelle* Block mit 300 Gramm (> Hier das Papier auch in Kombi mit einem Winsor&Newton Aquarellkasten). Die Blätter kannst du oben ganz einfach aus der Ringbindung abtrennen.
Wenn es allerdings etwas Hochwertiges sein darf und du auch mal den Unterschied zu High-End-Produkten (3) erleben möchtest, dann greif am besten zu den Hahnemühle Papieren. Hier empfehle ich das Burgund* (250 Gramm, rau), Britannia* (300 Gramm, kalt gepresst, matt) und das Harmony* (300 Gramm, kalt gepresst, matt).
Der Ferrari und mein absoluter Liebling unter den Aquarellpapieren (aber leider a****teuer :)) ist definitiv das Arches* Aquarellpapier (3) in (300 Gramm, kalt gepresst). Es besteht aus 100% Baumwoll, hat eine tolle Saugkraft und lässt vor allem Herzen für die Nass-in-nass-Technik höher schlagen. Und eine ganz besondere Fähigkeit des Papiers: Getrocknete Pigmente können auf ihm mühelos wieder aktiviert werden. Das macht einfach super viel Spaß!
Block oder Leimung?
Beim Durchstöbern von Aquarellpapieren ist dir vielleicht schon aufgefallen, dass es Papiere in Blöcken und geleimte Einzelblätter gibt. Auch dieser Unterschied hat Auswirkung darauf, ob sich das Papier schnell wellt: Einzelne Blätter in Blöcken verziehen sich mit ziemlicher Sicherheit, auch wenn sie mindestens 300 Gramm schwer sind. Hier empfehle ich dir das Blatt im Vorfeld abzutrennen und auf deiner Arbeitsplatte mit Washitape zu fixieren. Wenn es komplett getrocknet ist kannst du es ablösen und dich über ein nicht gewelltes Exemplar freuen :).
Ich persönlich bevorzuge geleimte Einzelblätter, die an einer Ecke oder an einer Seite mit einem Falzbein oder einem Lineal dann ablösbar sind, wenn du fertig mit deinem Werk bist und alles gut getrocknet ist.
Mein Tipp für den Start:
Mit Papieren aus der billigsten Kategorie wirst du keinen Spaß haben, glaub mir. Das Canson XL Aquarelle* (2) hat ein super Preis-Leistungsverhältnis und bietet dir mit seinen 300 Gramm ein Papier, das sich durch das Fixieren nicht wellt. Möchtest du direkt mit einem hochwertigerem Papier starten, dann greif doch zum Hahnemühle Britannia*.
Du wirst sehen – ein gutes Aquarellpapier wirkt sich enorm auf deine Ergebnisse und somit auch auf deinen Spaßfaktor aus :).
Ich hoffe meine Tipps waren hilfreich und du wirst im Handel fündig!
Schreibe mir gerne eine E-Mail oder kommentiere unter dem Artikel wenn du Fragen hast. So fördern wir auch den Wissensaustausch auf dem Blog, damit noch mehr Wissen geteilt wird.
Hier habe ich noch eine kostenlose Vorlage für dich, die du auf Aquarellpapier ausdrucken kannst, um all deine Farben aufzumalen.
*Das ist ein Affiliate-Link. Wenn du das verlinkte Produkt über die Verlinkung kaufst, zahlst du keinen höheren Preis, sondern unterstützt mich und meine Arbeit :). DANKE dafür <3.