Hand auf’s Herz: Ging es dir auch schonmal so, dass du voller Euphorie eine Sache gestartet hast, ohne dich anfangs zu informieren, welche Vorbereitungen überhaupt getroffen werden müssen?
Jep – willkommen im Club. So ging es mir auch, als ich vor über 5 Jahren mit der Modernen Kalligrafie startete. Feder, Federhalter und Tusche haben darauf gewartet nach dem Kauf direkt zum Einsatz zu kommen. Ist ja logisch, oder?
Also – ich habe einfach die Feder auf den Federhalter gesteckt, die Feder in die Tusche getunkt, losgelegt und hatte dann erstmal einen völlig unverständlichen Blick.
Die Feder hatte überhaupt keine Tusche angenommen und auf dem Papier hat sich auch nichts getan. Ich wusste erstmal nicht, was ich falsch gemacht habe, denn es passierte einfach genau das, was ich natürlich NICHT wollte.
Nachdem ich mich selbst informiert, viel recherchiert und dann erneut ausprobiert habe, bin ich der Modernen Kalligrafie nach und nach auf die Schliche gekommen:
Ich fand heraus, dass ich 3 super grundlegende Fehler gemacht habe, die ich dir in diesem Blogartikel schildern und auflösen möchte, damit DU mit der Modernen Kalligrafie so richtig losstarten kannst!
Fehler #1: Moderne Kalligrafie - Auspacken und loslegen!
Wenn du neue Materialien gekauft hast ist sicherlich das erste was du machst: AUSPACKEN. Erstmal alles genau anschauen und dann: direkt loslegen.
Aber STOP!
Gerade bei der Kalligrafie gibt es ein paar Schritte die du tun musst, bevor du die Feder das erste Mal in die Tusche tunkst.
Die Feder ist durch die Produktion nämlich mit einer unsichtbaren Schutzschicht überzogen. Diese Schutzschicht führt dazu, dass die Tusche nicht an der Feder haften bleibt, sondern abperlt. Das sieht dann so aus:
Die Lösung für Moderne Kalligrafie:
Mit ein paar Hilfsmitteln kannst du die Schutzschicht ganz einfach von der Feder entfernen. Hierfür gibt es 3 Möglichkeiten, um deine Feder richtig mit Tusche zu bedecken:
1. Kartoffel-Methode
Du nutzt eine Kartoffel (die du danach am besten an der Stelle nicht mehr isst :)), steckst die Feder für 2-3 Minütchen mit der Spitze voran in die Kartoffel (so weit rein, dass du sie noch gut herausziehen kannst). Die Schutzschicht wird von der Stärke der Kartoffel sozusagen “aufgesogen” und entfernt sie somit. Nachdem du die Feder wieder aus der Kartoffel gezogen hast, säubere sie mit einem Tuch und teste, ob die Tusche nun haftet. Sollte das nicht der Fall sein, wischst du die Tusche auf der Feder mit einem Tuch ab und tunkst sie daraufhin nochmal in die Tusche ein. Nun sollte deine Feder gut vorbereitet sein.
2. Feuerzeug-Methode
Wenn du ein Feuerzeug zur Hand hast kannst du auch dieses nutzen, um die Schutzschicht zu entfernen: Halte die Feder entweder mit einer Pinzette, Zange oder einfach auf dem Federhalter aufgesteckt von beiden Seiten für ca. 3-5 Sekunden auf jeder Seite über die Flamme des Feuerzeugs. Ich bewege die Feder dabei immer leicht hin und her und “verbrenne” auf diese Art und Weise die Schutzschicht. Um mir nicht die Finger zu verbrennen, lasse ich daraufhin kurz kaltes Wasser über die Feder laufen, wische sie mit einem Tuch trocken und teste dann, ob die Tusche wie gewünscht haften bleibt.
3. Alokohol-Methode
Eine dritte Möglichkeit ist die Verwendung eines in reinem Alkohol getränktes Tuch zu nutzen, mit dem du die Schutzschicht einfach oben und unten wegwischst. Allerdings sind die beiden ersten Möglichkeiten naheliegender, denn eine Kartoffel oder ein Feuerzeug hat man dann doch eher im Haus als reinen Alkohol😊.
Fehler #2: Feder falsch aufgesteckt
Der zweite Fehler der darüber entscheidet, ob du deine Materialien richtig vorbereitet hast, liegt in einem kleinen aber sehr relevanten Detail:
Um mit der Modernen Kalligrafie zu starten, muss die Feder auf den Federhalter gesteckt werden. Allerdings nicht irgendwie, sondern vor allem beim Oblique Federhalter im korrekten Winkel! Auf diesen beiden Bildern wird am besten deutlich, wie du die Feder richtig aufsteckst und wie es nicht aussehen sollte.
Wenn du mit einem geraden Federhalter arbeitest, steckst du die Feder einfach in zwischen die oberen beiden Klemmen und dem runden Abschluss des Federhalters – dein Ergebnis sollte so aussehen:
Bei Oblique Federhaltern wird es etwas kniffliger, denn hier ist die Challenge den korrekten Winkel zu finden. Was ich damit meine siehst du auf den Bildern unten. Die Feder steckt richtig im Federhalter, wenn das Reservoir (also die kleine Öffnung vor der Spitze) gerade nach oben zeigt und eine parallele Linie mit dem Federhalter bildet.
Fehler #3: Tusche-Überdosis
Jep – richtig gelesen. Du kannst deiner Feder eine Überdosis an Tusche verpassen😅. Diesen bildlichen Vergleich nutze ich gerne in meinen Workshops zur Verdeutlichung, denn die richtige Dosierung der Tusche ist ausschlaggebend dafür, unschöne Flecken auf dem Papier vorzubeugen.
Wenn du die nun korrekt vorbereitete und richtig aufgesteckte Feder in Tusche tunkst, solltest du den Tusche Überschuss immer am Rand einmal abstreifen. Du hast die perfekte Menge, wenn dein Reservoir noch gefüllt ist und sich beim Spitze-nach-unten-Halten keine Tropfenform bildet. Auch hier habe ich drei Bilder zur Veranschaulichung:
Wie du siehst, sind es tatsächlich Kleinigkeiten, die eine große Wirkung auf das Ergebnis haben. In der Modernen Kalligrafie ist eine richtige Vorbereitung unumgänglich und führt dich letztendlich zu einem zufriedenstellenden Ergebnis.
Und ganz wichtig: Mit den richtigen Techniken und mehr Wissen sicherst du den Spaß an der Sache.
Willst du wissen, welche 4 Tools ich für den Start mit der modernen Kalligrafie empfehle? Dann schau doch mal in diesem Blogartikel vorbei.